Nehmen Sie sich genügend Zeit, um dieses Anliegen mit Ihrem Partner oder mit einer vertrauten Person zu besprechen. Sind Sie ein gläubiger Mensch, dann nehmen Sie das Anliegen mit in ihr Gebet.

Folgende Fragen können auf dem Weg zur Entscheidung hilfreich sein:

• Passt die Aufgabe in meine aktuelle Lebenssituation?
• Habe ich ausreichend Zeit und Energie?
• Habe ich Freude am Umgang mit Kindern?
• Bin ich bereit, einem Kind mit einer besonderen Geschichte eine emotionale Bindung anzubieten?
• Bin ich bereit, die leiblichen Eltern des Kindes zu akzeptieren?
• Stehe ich einer Zusammenarbeit mit vielen Fachkräften offen gegenüber?
• Kann ich gut für mich sorgen und Grenzen akzeptieren?
• Besteht Einigkeit in der Familie zur Aufnahme eines Kindes?
• Sind die Beziehungen in meiner Familie stabil?
• Habe ich ein soziales Netzwerk, das mich ggf. unterstützen kann?

Nicht alle Fragen müssen mit großer Sicherheit bejaht werden. Es geht nicht darum, perfekte Pflegeeltern zu finden. Dass jede Familie besondere Stärken und Schwächen hat, ist völlig normal und gut.

Wenn Sie sich für die Aufnahme eines Pflegekindes bewerben, erfolgt eine individuelle Bewerberphase. Im Durchschnitt dauert diese ca. 3-6 Monate. Sie erhalten im Erstgespräch mit uns einen Personalbogen, den Sie an den Pflegekinderdienst des Jugendamtes senden. Die Mitarbeiterin des Pflegekinderdienstes vereinbart mit Ihnen weitere Termine, darunter ein Hausbesuch. Dabei wird erörtert, welche Pflegeform (z. B. Kurzzeit- oder Dauerpflege) und welches Kind zu Ihrer Familie passen könnte sowie Ihre individuelle Eignung eingeschätzt.

Folgende weitere Unterlagen werden in dieser Phase von Ihnen angefordert: ein ausführlicher Lebensbericht, ein Fragebogen, ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis, ein ärztliches Attest, SCHUFA- Bonitätsauskunft, ein Nachweis über die wirtschaftlichen Verhältnisse sowie Geburts- und Heiratsurkunden.
Sind die Bewerberunterlagen weitestgehend eingereicht, werden Sie zum Vorbereitungskurs in den Lebenshaus e.V. eingeladen.

Zwei Tagesseminare und ein Halbtagsseminar sollen Sie auf Ihre wertvolle und herausfordernde Aufgabe vorbereiten. Praxisnah werden Sie zu psychologischen, rechtlichen und organisatorischen Aspekten informiert. Außerdem besteht die Gelegenheit, Gleichgesinnte kennenzulernen und mit erfahrenen Pflegeeltern sowie ehemaligen Pflegekindern ins Gespräch zu kommen.

Sie können Ihre Entscheidung zur Aufnahme eines Pflegekindes zu jedem Zeitpunkt überdenken und verändern. Wenn Teilnehmer am Ende des Vorbereitungskurses das Fazit ziehen, dass sie für diese herausfordernde Aufgabe (noch) nicht bereit sind, ist dies ebenso ein richtiges und akzeptables Ergebnis.

Haben Sie die Bewerberphase erfolgreich durchlaufen, erhalten Sie vom Jugendamt in einem Abschlussgespräch die Entscheidung über Ihre Eignung. Sie können vereinbaren, ab wann Sie für eine mögliche Vermittlung zur Verfügung stehen wollen. Dies ist für Sie nicht verpflichtend und kann jederzeit verändert werden. Andersherum ist das Jugendamt nicht in der Pflicht, Ihnen ein Kind zu vermitteln.

In der Vermittlungsphase werden für Kinder passende Eltern gesucht. Weil nicht jedes Kind in jede Familie passt, muss vieles beachtet werden: z. B. das Alter, das Geschlecht, besondere Verhaltensweisen, die Geschwisterfolge, die Rechtslage, die Besuchskontakte, die mögliche Perspektive und noch vieles mehr. Erscheinen Sie aus Sicht des Pflegekinderdienstes die geeignete Familie oder Einzelperson für ein spezielles Kind zu sein, werden Sie darüber informiert und zunächst zu einem Gespräch ins Jugendamt eingeladen, indem Sie etwas über das Kind, seine Geschichte und seine Herkunftsfamilie erfahren. Ob Sie dieses Kind und seine Eltern kennen lernen möchten, bleibt Ihre Entscheidung. Wenn es sinnvoll und möglich ist, erhalten Herkunftseltern die Möglichkeit, potenzielle Pflegeeltern für ihr Kind im Vorfeld kennenzulernen.

Der erste Kontakt ist meist eine sehr aufregende und emotionale Angelegenheit. Wie wird das Kind aussehen? Wie wird es sich verhalten? Ob die Chemie zwischen uns und dem Kind stimmt? In vielen Fällen ist bereits nach dem Erstkontakt ein Bauchgefühl dafür vorhanden, ob man dieses Kind an- und aufnehmen möchte. Dennoch – nehmen Sie sich Zeit und lassen Sie Ihre Eindrücke setzen. Sie müssen sich an dieser Stelle noch nicht entscheiden. Sprechen Sie im Nachgespräch offen und ehrlich mit Ihrer Beraterin. Wenn Sie ein ungutes Gefühl haben, ist es richtig, die Anbahnung zu beenden. Ein Kind nur aus Mitleid aufzunehmen, ist die falsche Entscheidung. Dies wissen auch die Fachkräfte.

Wenn Sie sich gut vorstellen können, diesem speziellen Kind ein Zuhause in Ihrer Familie zu schenken, wird mit Ihnen gemeinsam ein realistischer Zeitplan aufgestellt, indem Sie so oft wie möglich Kontakt mit dem Kind haben, im fortschreitenden Prozess auch bei Ihnen zu Hause. Auch die leiblichen Geschwisterkinder sollen das Kind kennenlernen und es als Familienmitglied willkommen heißen. Wie lange es dauert, bis das Kind bei Ihnen einzieht, ist sehr unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab.